Der Zugang an der Rämistrasse mit der von Weitem sichtbaren Kuppel bildet seit dem Umbau und der Erweiterung des Hauptgebäudes 1911–1925 durch Gustav Gull einen zweiten, oder den eigentlichen Haupteingang. Die Neuausrichtung antwortet auf die Stadtentwicklung mit der 1895 eingeweihten Strassenbahn zwischen Pfauen und Rigiplatz einerseits und dem Bau weiterer Hochschulbauten entlang der Rämi-, respektive Universitätsstrasse andererseits. Zuvor ...
Der Zugang an der Rämistrasse mit der von Weitem sichtbaren Kuppel bildet seit dem Umbau und der Erweiterung des Hauptgebäudes 1911–1925 durch Gustav Gull einen zweiten, oder den eigentlichen Haupteingang. Die Neuausrichtung antwortet auf die Stadtentwicklung mit der 1895 eingeweihten Strassenbahn zwischen Pfauen und Rigiplatz einerseits und dem Bau weiterer Hochschulbauten entlang der Rämi-, respektive Universitätsstrasse andererseits. Zuvor stand hier das erste Chemiegebäude (1859–1861), entworfen von Johann Caspar Wolf, der auch die Bauleitung für das von 1860–1868 erbaute Hauptgebäude von Gottfried Semper innehatte. Gull setzte dem rechteckigen Grundvolumen mit den beiden Innenhöfen zwei Flügel an, die nach dem Abbruch des Chemiegebäudes den Aussenraum an der Rämistrasse räumlich fassten. Wohl um im Untergeschoss (Geschoss D) mehr Räume mit Tageslicht versorgen zu können, bildete er den Eingangshof als halbrundes, von Pflanztrögen gefasstes Plateau aus, das einem überdimensionierten Lichtschacht gleich Abstand zu den Fassaden hält. War der befestigte, gegenüber der Rämistrasse um wenige Stufen tiefer liegende Platz noch Mitte der 1950er Jahre autofrei, diente er bereits zehn Jahre später als Parkplatz, ehe 1972 an der gleichen Stelle durch Charles-Edouard Geisendorf eine zweigeschossige Tiefgarage erstellt wurde. Deren oberste Decke war weiterhin halbrund, der Vorplatz verlor aber durch das Anlegen von zwei grosse Pflanzflächen, die zuletzt eine zementgebundene Chaussierung aufwiesen, seine ursprüngliche Grosszügigkeit. Dem Graffitikünstler Harald Naegeli, auch als Sprayer von Zürich bekannt, diente die Tiefgarage von 1977–1978 als frühe Wirkungsstätte und vereint heute – einem kleinen Naegeli-Museum gleich ¬– 28 Werke, wovon die jüngsten Arbeiten aus dem Jahr 2019 datieren.
Rund 50 Jahre nach ihrer Erstellung war die Garage stark sanierungsbedürftig. Nicht nur das Flachdach war undicht, auch Statik und Brandschutz waren mangelhaft. 2021–2023 erfolgte deshalb der Leitung von Ruggero Tropeano Architekten eine Gesamtsanierung. Dabei wurde unter anderem die Decke über Geschoss D ersetzt und neu so bemessen, dass künftig höhere Nutzlasten möglich sind. Auch wurde die Gullsche Geometrie wieder exakt hergestellt und der Natursteinbelag in Zusammenarbeit mit Hager Landschaftsarchitekten wieder radial verlegt. Zu Gunsten einer uneingeschränkten Barrierefreiheit sind jedoch – in Abkehr zur Gestaltung von Gustav Gull – die Stufen entlang der Rämistrasse entfallen. Entfallen sind auch ein paar Werke Naegelis, weil sie auf verputzten Backsteinwänden waren, die für die Tragwerkssanierung abgebrochen werden mussten. Eine Auswahl von drei Spraybildern wurden mit der Staccotechnik entfernt und ins Inventar «Bestände der Baukultur ETHZ» aufgenommen.