Der nach dem Schweizer Physiker Paul Scherrer benannte und unter seiner Mitarbeit entwickelte Hörsaal der Gebrüder Alfred und Heinrich Oeschger mit Alfred Mürset, stellt mit seinen über 600 Sitzplätzen bis heute den grössten Hörsaal der ETH Zürich dar. Zusammen mit dem ehem. Institut für Schwachstrom und Hochfrequenz-Technik (heute ETF) von Fritz Metzger und Leopold M. Boedecker (1948–1950) stellt der Paul-Scherrer-Hörsaal das älteste Bauwerk ...
Der nach dem Schweizer Physiker Paul Scherrer benannte und unter seiner Mitarbeit entwickelte Hörsaal der Gebrüder Alfred und Heinrich Oeschger mit Alfred Mürset, stellt mit seinen über 600 Sitzplätzen bis heute den grössten Hörsaal der ETH Zürich dar. Zusammen mit dem ehem. Institut für Schwachstrom und Hochfrequenz-Technik (heute ETF) von Fritz Metzger und Leopold M. Boedecker (1948–1950) stellt der Paul-Scherrer-Hörsaal das älteste Bauwerk des grossen Gebäudekomplexes am Gloriarank dar. Bereits 1944–1948 erweiterten die Architekten die für den Neubau des Forschungsgebäudes GLC 2015 abgebrochenen Versuchsanstalt für Wasserbau von Eugen Meyer-Peter (1923–1927) und legten das städtebauliche und ästhetische Konzept fest. Entlang der Erschliessungsstrasse entstand so in Kombination mit dem Paul-Scherrer-Hörsaal eine einheitliche Bebauung mit den typischen Elementen der Fünfzigerjahre, wie der Rasterfassade oder der papierdünnen Dachplatte. Mit den zwischen die Fenster gesetzten vertikalen Betonrahmen mit Hohlkehle nahmen die Architekten zudem ein Element des ETF-Gebäudes auf und unterstrichen damit die städtebauliche Einheit der Gesamtbebauung am Gloriarank. Im Zuge des GLC-Neubaus durch Boltshauser Architekten wurde das Gesamtgebäude vom selben Büro 2017–2020 einer sanften Restaurierung unterzogen, wobei die ursprüngliche Raumdisposition und Atmosphäre mit viel Gefühl für die charakteristischen Details wiederhergestellt wurde.
Der ursprünglich in einen leicht abfallenden Hang geschobene Baukörper des Paul-Scherrer-Hörsaals wird an dessen Verbindung zum ETZ-Gebäude von vier massiven Pilzstützen abgefangen und eröffnet eine überdachte Durchfahrt, die zugleich den mit raumhoher Verglasung und Aluminiumprofilen ausgeformten Haupteingang aufnimmt. Von hier gelangt man über eine Vorhalle mit Garderobe und Toilettenanlagen zu zwei seitlich angeordneten Treppen, die in das Zwischengeschoss und der unter dem Hörsaal durchgeführten Halle führen. Zwei auskragende Korridorflügel erschliessen von der Halle aus den unteren Teil des Hörsaals und bilden zugleich die Verbindungsbrücke zum anschliessenden ETZ-Gebäude. Während die Haupttreppe zum Zwischengeschoss bzw. Mittelteil des Hörsaals weitergeführt wird, kann über eine dahinter angeordnete schmale Treppe der oberste Abschnitt des Saals erreicht werden. Zwar mag diese Erschliessung auf den ersten Blick etwas umständlich wirken, doch die Architekten selbst begründeten diese durchaus funktionale Anordnung mit der möglichst effizienten Entleerung des grossen Hörsaals und des separierten Zugangs des oberen Saalabschnitts, der durch eine Faltwand vom Hörsaal abgetrennt werden konnte.
Während der Innenraum des Hörsaals selbst neben der Belüftung und der technischen Ausstattung vor allem viel Platz und eine gute Sicht bieten musste, konnten die Architekten in den Erschliessungszonen spannungsreiche Raumsituationen schaffen, die bis heute die spielerische Leichtigkeit der Fünfzigerjahre-Architektur übermitteln. Die Freude am Detail, die zurückhaltende Farbigkeit und qualitätsvolle Materialisierung, die die Schweizer Architektur zum Vorbild der Nachkriegszeit machte, sind in jedem Winkel des Paul-Scherrer-Hörsaals bis heute erfahr- und spürbar.