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 Bestände der Baukultur ETH Zürich

Kollegiengebäude KOL/KO2

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  • Kollegiengebäude und Kollegiengebäude II, Luftbild, 2014 (Bildnachweis: Fotograf: Manfred Richter, Vision on wings)

  • Lichthof, Blickrichtung Nord, 2012 (Bildnachweis: UZH / Fotografin: Ursula Meisser)

  • Historische Postkarte des Lichthofs mit archäologischer Sammlung, ca. 1914 (UZH Archiv / Fotograf: unbekannt)

  • Baustellenfotografie der Dachkonstruktion des Turms mit Hetzer-Trägern, 1913 (UZH Archiv / Fotograf: unbekannt)

  • Lichthofeinbau von Ernst Gisel, 2022 (Bildnachweis: Archiv Kantonale Denkmalpflege Zürich, Fotograf: Urs Siegenthaler)

Eckdaten

Institution: UZH
Adresse: Rämistrasse 71, 8006 Zürich
Bau: 1910–1914, Curjel & Moser
Erweiterungen:
  • 1984–1991, Ernst Gisel
  • 1994–2007, Rolf Wolfensberger, Stefan Zwicky
  • 1996–2002, Gigon/Guyer Architekten
Inventare:
  • Inventar überkommunale Schutzobjekte
  • ISOS national, Einzelobjekt A
  • KGS-Objekt A
Übersicht Gebäude

Beschreibung

Das Hauptgebäude der Universität Zürich ist 1910–1914 nach Plänen des renommierten Architekturbüros Curjel & Moser unter der Federführung von Karl Moser realisiert worden. Der Bildungsbau, bei dem das Kollegiengebäude (KOL) und das ehemalige Biologische Institut (KO2) nahezu gleichberechtigte Baukörper darstellen, zeichnet sich nicht zuletzt durch den zentralen Turm aus. Der Turm der Universität prägt die Stadtsilhouette neben dem Hauptgeb...

Das Hauptgebäude der Universität Zürich ist 1910–1914 nach Plänen des renommierten Architekturbüros Curjel & Moser unter der Federführung von Karl Moser realisiert worden. Der Bildungsbau, bei dem das Kollegiengebäude (KOL) und das ehemalige Biologische Institut (KO2) nahezu gleichberechtigte Baukörper darstellen, zeichnet sich nicht zuletzt durch den zentralen Turm aus. Der Turm der Universität prägt die Stadtsilhouette neben dem Hauptgebäude der ETH. Das thematisierte anlässlich der Einweihung 1914 bereits die Festschrift und stellte fest, er sei «ohne Absicht zu einem Wahrzeichen der Stadt geworden». Der Bau birgt mit seinen Pilzdecken aus Eisenbeton, für welche der Ingenieur Robert Maillart verantwortlich zeichnete, und der Dachkonstruktion des Turms mit Hetzer-Trägern moderne Baukonstruktionen. Sichtbar in Erscheinung treten sie beim grossen Glasdach des Lichthofs im Kollegiengebäude, den einst der «Göttergarten» der archäologischen Sammlung bevölkerte. Qualitätvolle Eingriffe und Erweiterungen erfuhr das Hauptgebäude u. a. durch Ernst Gisel, Stefan Zwicky und Gigon/Guyer.

Die 1833 gegründete Universität war zunächst in verschiedenen Gebäuden provisorisch untergebracht. 1864 hat sie im Südflügel des neu errichteten Polytechnikums eine erste Heimstatt gefunden. Der Zuwachs an Studierenden und eine zunehmende Spezialisierung liessen den Regierungsrat 1906 eine Baukommission einsetzen, die ein Raumprogramm für ein eigenständiges Hauptgebäude der Universität ausarbeitete. Ihr gehörte u. a. Alfred Friedrich Bluntschli an. Als Bauplatz wurde das Areal unmittelbar südlich des Polytechnikums, nahe des Kantonsspitals gewählt. Hier mussten die Blinden- und Taubstummenanstalt, die Liegenschaft «im Berg» und das Künstlergut dem Neubau weichen. Den 1907 von der Baudirektion ausgeschriebenen Wettbewerb gewann im Februar 1908 das Architekturbüro Curjel & Moser. Bis 1910 wurde das Projekt überarbeitet, wovon zahlreiche Skizzen und Pläne im Nachlass von Karl Moser zeugen. Mit den Aushubarbeiten wurde im Dezember 1910 begonnen. Am 18. April 1914 konnte das Hauptgebäude eingeweiht werden. Die Innenausstattung und die Kunst am Bau wurden bis 1917 vollendet.

Diverse Erweiterungsprojekte von Karl Moser wurden nicht realisiert. Eine erste grosse Renovation erfuhr das Hauptgebäude 1965–1970, auch entstand 1968–1969 im Südwesten die Mensa (MEN) nach Plänen von Werner Frey. Der Lichthof wurde 1972 zu einem multifunktionalen Raum, als bis auf die Nike alle Statuen in die Archäologische Sammlung zogen. Im ehemaligen Biologietrakt realisierte Ernst Gisel 1984–1991 u. a. einen dinosaurierhaften, auf vier Beinen stehenden Sichtbetoneinbau als Haus im Haus, der 1993 mit dem Heimatschutzpreis sowie dem Architekturpreis Beton ausgezeichnet wurde. Bei der umfassenden, in vier Etappen unternommenen Sanierung des Kollegiengebäudes unter Leitung von Rolf Wolfensberger wurden 1994 bis 2007 durch gezielte Eingriffe neue Nutzungen integriert und historische Raumkunstwerke wie das «Wölfflin-Zimmer» restauriert. Die Gestaltung des neuen Dozentenrestaurants im Turm oblag Stefan Zwicky. 2002 wurde die von Gigon/Guyer in Zusammenarbeit mit dem Künstler Adrian Schiess gestaltete Hörsaalerweiterung (KOH) westlich des Kollegiengebäudes fertig gestellt, die durch eine kräftige Farbigkeit charakterisiert ist.

Das Hauptgebäude der Universität zeigt sich bis heute mit seinem Aussenbau als eine in den natürlichen Terrainverlauf komponierte Gruppierung von Bauvolumen. Das Kollegiengebäude und das ehemalige Biologische Institut entwickeln sich beidseits des Turmbaus als gegeneinander versetzte Vierflügelanlagen um Lichthöfe. Dies erleichterte die differenzierte Ausbildung der Fassaden. An der breitgelagerten Ostfassade des Kollegiengebäudes dominiert der Haupteingang mit dem Halbrund des Mittelrisalits, der auf die gleichzeitige erstellte Gloriastrasse ausgerichtet ist. Die Westfassade wird hingegen massgeblich von dem 65 m hohen Turm geprägt, der die staatliche Bildungshoheit reflektiert und das Hauptgebäude zu einem wesentlichen Element des Stadtbilds macht. Architektonisch ebenso interessant ist das Innere, in dem die historische Grundstruktur und von Karl Moser gestaltete Räume einen Dialog mit qualitätvollen jüngeren Eingriffen führen. Eindrücklich ist der Lichthof, den heute nicht mehr Skulpturen, sondern Studierende beleben. Nicht nur in ihm lassen sich zahlreiche Kunstwerke aus unterschiedlichen Epochen entdecken.