Das alte Physikgebäude war 1887–1890 von den Architekten Alfred Friedrich Bluntschli und Georg Lasius am Abhang des Schmelzbergs hoch über der Stadt Zürich erstellt worden. Bereits Mitte der 1920er-Jahre erfolgten Erweiterungen und Umbauten unter der Leitung der eidg. Bauinspektion. Die Anpassung an technischen Neuerungen und die steigenden Studierendenzahlen lassen sich in den baulichen Erweiterungen ablesen: einerseits im talseitig angebaute...
Das alte Physikgebäude war 1887–1890 von den Architekten Alfred Friedrich Bluntschli und Georg Lasius am Abhang des Schmelzbergs hoch über der Stadt Zürich erstellt worden. Bereits Mitte der 1920er-Jahre erfolgten Erweiterungen und Umbauten unter der Leitung der eidg. Bauinspektion. Die Anpassung an technischen Neuerungen und die steigenden Studierendenzahlen lassen sich in den baulichen Erweiterungen ablesen: einerseits im talseitig angebauten Cyclotrongebäude (1938–1942) von Ernst Schindler und andererseits im Scherrer-Hörsaal (ETA, 1948–1952) von Alfred und Heinrich Oeschger mit Alfred Mürset. Als die Physikinstitute ab Mitte der 1960er-Jahre auf den Hönggerberg verlegt wurden, fiel um 1970 der Entscheid, das Gebäude abzubrechen. Als Ersatzneubau wurde 1977–1980 das Zentralgebäude für Elektrotechnik (ETZ) nach den Plänen von Karl Flatz erstellt. Dabei blieb der Scherrer-Hörsaal bestehen.
Den Auftrag zur Planung- und Ausführung eines neuen Physikgebäudes erhielt 1886 Alfred Friedrich Bluntschli, Semperschüler und -nachfolger am Polytechnikum. Der Bau des Physikgebäudes stellte nicht nur aufgrund des gesteigerten Platzbedarfs eine Herausforderung dar. Der Bauplatz musste frei und gut besonnt liegen und sich auch abseits von Strassenstaub, Erschütterungen durch Verkehr und Beeinträchtigungen von Gewerbe befinden. Weil nur der Standort am Hang des Schmelzberges diese Voraussetzungen erfüllte, nahm man auch die baulichen Schwierigkeiten des steilen Geländes auf sich. Der neue Physikbau präsentierte sich schliesslich 1890 in seiner Grundform als E-förmige Anlage mit einem dreigeschossigen Mittelteil und zwei seitlich etwas vorgelagerten viergeschossigen Flügelbauten. Umgeben von mächtigen Stützmauern erhob sich das Gebäude als städtebaulich monumentale Erscheinung in klarer Symmetrie mit dreiteiligem Aufbau und akzentuierendem Turm für Windbeobachtungen. Die Haupteingänge sowie die Erschliessung befanden sich in den seitlichen Flügeln, weil dadurch die Laboratorien im Mittelteil möglichst wenig gestört wurden. Das Erdgeschoss beinhaltete zwei glasüberdachte Arbeitshöfe und zentral gelegen die Werkstätten und Laboratorien als Herzstücke der Anlage, während die weiteren Geschosse die Büro-, Arbeits- und Hörsäle enthielten.
Vom abgerochenen Physikgebäude blieben 27 Säulen, 43 Treppengeländer und eine Hauseingangstüre mit Oberlicht erhalten. Sie befinden ich im Inventar «Bestände der Baukultur ETH Zürich».